Kapitel 2.13
Prototype Fund
Das Projekt
Der Prototype Fund erforscht und fördert Public-Interest-Tech-Projekte aus der Gesellschaft für die Gesellschaft. Die stetig wachsende Bedeutung von Technologien, Algorithmen und Daten verlangt einen aufgeklärten und selbstbestimmten Umgang der Nutzer:innen mit diesen. Darüber hinaus ist es wichtig, innovative Technologien nicht (nur) im Interesse der Wirtschaftlichkeit zu entwickeln sondern sie (auch) in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Deswegen sind mehr als gute anwendungsfreundliche Werkzeuge nötig – wir brauchen auch nachhaltige technische und kommunikative Infrastrukturen, die dazu beitragen, Bürger:innen- und Freiheitsrechte zu wahren. 2016 hat die OKF DE daher zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung den Prototype Fund als speziellen Förderfond ins Leben gerufen, der sich an Einzelpersonen und kleine Teams richtet, die auf Basis konkreter Bedürfnisse Open-Source-Software entwickeln – andere können an den Ergebnissen teilhaben und sie weiterverwerten.
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Das Problem
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Digitale Innovation nutzt häufig nur wenigen und nicht der breiten Gesellschaft.
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Technologien im Interesse des Gemeinwohls erhalten wenig finanzielle Förderung.
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Mögliche Ursachen
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Mangelnde Ressourcen,
Digitales Ehrenamt ist ressourcenintensiv, wird jedoch kaum gesehen, anerkannt oder finanziert. Das Entwickeln neuer Technologien erfolgt deshalb oft im Interesse von Wirtschaftlichkeit oder Datenverwertbarkeit.
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fehlende Netzwerke
Es gibt für gemeinwohlorientierte Technologieentwicklung kaum Netzwerke, die sich für eine Verbesserung der Situation einsetzen können.
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und die Dominanz großer Unternehmen
Welche technologischen Innovationen gefördert werden, bestimmen derzeit große internationale Konzerne oder Kapitalgeber. Dabei liegt oftmals die Expertise darüber, welche Entwicklungen wirklich benötigt werden oder welche Innovationen der Skalierung bedürfen, in der Gesellschaft – diese wird aber nicht einbezogen und zu wenig gefördert.
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führen dazu, dass
digitale Innovation im Dienst der Gesellschaft in Deutschland kaum stattfindet.
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Lösungsansatz
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niedrigschwellige Förderung,
Mit einem einfachen Bewerbungsprozess und einem niedrigschwelligen Förderverfahren zeigen wir, dass die Förderung digitaler Innovationen aus der Gesellschaft möglich und wünschenswert ist.
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Kompetenzaufbau
Coachings in den Bereichen UX/UI, Security und Projektmanagement vermitteln der Open-Source-Community Wissen, das auch bei der Umsetzung weiterer Projekte nützlich sein kann.
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und Sichtbarkeit
(Kleine) Projekte und Prototypen erhalten durch die finanzielle Förderung des BMBF mehr Sichtbarkeit – über die Website des Prototype Fund, Medien, Konferenzen und andere Veranstaltungen sowie aktive Vernetzungsarbeit.
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Angestrebte Wirkung
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auf Förder:innen,
Mehr Fördermittel werden Einzelpersonen und kleinen Teams mit niedrigschwelligen Verfahren bereitgestellt.
Die Bereitschaft, prototypische Projekte mit kleineren Summen zu fördern, steigt.
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auf Entwickler:innen,
Innovative Ideen werden schneller getestet und Förderungen werden als realistische Möglichkeit angesehen, Projekte umzusetzen.
Open Source, User Experience Design und Public Interest Tech werden als Konzepte weiterverbreitet.
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auf die Gesellschaft
Digitales Ehrenamt und die digitale Zivilgesellschaft als Ganzes erfährt mehr Beachtung und Anerkennung.
Es entstehen mehr Tools, Angebote und Infrastruktur für eine souveräne, digital handlungsfähige und informierte Gesellschaft.
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gesellschaftliche Wirkung
Digitale Innovation wird vorangetrieben und mehr digitale Tools sowie sichere Infrastruktur für die Gesellschaft werden geschaffen.
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Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt startete im Mai 2016 und wurde in diesem Jahr bis April 2025 verlängert.
Budget
2021
Einnahmen: 392.062 €
Ausgaben: 395.244 €
davon Personalausgaben: 291.351 €
davon Sachausgaben: 103.892 €
2020
Einnahmen: 503.817 €
Ausgaben: 507.460 €
davon Personalausgaben: 397.496 €
davon Sachausgaben: 109.964 €
Personal
Projektleitung: Adriana Groh / Patricia Leu, Marie Gutbub | Begleitforschung: Katharina Meyer / Claudia Jach | Projektmanagement: Thomas Friese, Marie Gutbub / Patricia Leu | Kommunikation: Patricia Leu | Controlling: Petra Bálint | technische Administration: Gregor Gilka
Förderung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
inhaltliche Schwerpunkte
- Wie in jedem Jahr fanden auch 2021 wieder zwei Förderrunden statt. Beide wurden themenoffen gestaltet. Darüber hinaus lagen die Schwerpunkte der Aktivitäten in der Aufarbeitung der Forschungsergebnisse aus den Jahren 2016 bis 2020, in der breiteren Außenkommunikation über die Förderprojekte, z. B. auf der Website des Programms. Zudem wurde mit der Einführung neuer Formate großer Wert auf die Vernetzung der Geförderten untereinander gelegt. Diese kam während der Pandemie leider oft zu kurz.
Output
- Vom 22. bis zum 26. Februar fand anstatt des traditionellen Demo Days für den Abschluss der 8. Förderrunde zum zweiten Mal eine ➠digitale Demo Week statt. Es wurde hierzu eine Webseite aufgesetzt, die es den Projekten ermöglichte, sich in verschiedenen Formaten vorzustellen: Video, Blogpost oder Live Demo. So konnte das Abschlussevent einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Das Programm der Demo Week wurde eingerahmt von einem Eröffnungs- und Abschlussevent, die beide ebenfalls im Nachgang auf der Webseite verfügbar waren. Die Vorstellungen der 17 Projekte fanden über vier Tage verteilt statt.
- Am 1. März fand der digitale ➠Kickoff-Workshop der 9. Runde statt. Die 28 Förderprojekte wurden durch das Team des Prototype Fund, Vertreter:innen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das als Projektträger für die Fördermaßnahme fungiert, und die Moderator:innen von zero360 auf die anstehende Umsetzungsphase vorbereitet.
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Vom 1. Februar bis 31. März 2021 lief zudem die Bewerbungsrunde für die 10. Förderrunde. Wie schon in der vorhergegangenen Runde war der Call themenoffen und Projekte konnten sich innerhalb der vier thematischen Säulen Civic Tech, Data Literacy, Software-Infrastruktur und Datensicherheit bewerben. Begleitend zur Bewerbungsrunde wurde ein ➠Trendreport angefertigt, der ein Augenmerk auf die Rolle, Herausforderungen und Chancen von Medien und Journalismus in der „digitalen Konstellation“ legt. Es gingen für die 10. Runde insgesamt 300 gültige Bewerbungen ein. 62 Prozent aller Bewerbungen erfolgten als Team. Angeregt vom Trendforschungsreport reichten zahlreiche Bewerber:innen Ideen rund um Medien und Journalismus ein. Weitere Themen und Bereiche, die überproportional häufig vorkamen, waren die Corona-Pandemie, der Zugang zu politischen Beschlüssen, Konsensmechanismen, das Semantic Web, gendersensible Sprache, Umweltdaten, Programmierung für Einsteiger:innen, Natural Language Processing, Ehrenamt und Vereine sowie zahlreiche Projekte mit Audiofokus.
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Die Demo Week der 9. Runde fand vom 30. August bis 3. September virtuell statt. Auf der ➠Demo Week Website sind die Präsentationen der 28 Projekte sowie die Eröffnungsveranstaltung festgehalten, in der mit einer Keynote und einem Panel auf die Woche eingestimmt wurde. Wiederum wurden die Präsentationen der Projekte in den folgenden Tagen über die Kanäle des PTF ausgespielt. Am 1. September startete beim Kickoff mit 29 Förderprojekten unsere ➠10. und bislang größte Förderrunde. Im Kickoffworkshop wurden die Geförderten erneut vom Team des Prototype Fund sowie den Moderator:innen auf die Förderphase vorbereitet.
- In der Bewerbungsphase für die 11. Förderrunde, die vom 1. August bis 30. September 2021 andauerte, wurden 162 gültige Projektskizzen eingereicht. 59 % wurden von Teams eingereicht. Die thematische Aufteilung auf die Grundsäulen des Prototype Funds gestaltete sich diesmal wie folgt: 64 % der Einreichungen ordneten sich dem Feld Civic Tech zu, 1 % zu Data Literacy, 12 % zu Datensicherheit und 17 % zu Software-Infrastruktur. 6 % ordneten sich anderen Bereichen zu.
- Die Veröffentlichung des 2020 eingeführten ➠Public Interest Podcast wurde fortgeführt. Nachdem bis zum Frühling 2021 vier Folgen erschienen waren, wurde die Produktion in thematischen Staffeln begonnen. So erschien im November eine fünfteilige Staffel zum Thema Open Source und Gesundheit. Des Weiteren erschienen auf dem ➠Blog Gastbeiträge von Expert:innen zu Public Interest Tech.
Outcome
- Technologie erlangt einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert, wenn ihre positiven Aspekte gegenüber den Risiken herausgestellt werden. Dem nimmt sich der Prototype Fund an: Die Geförderten entwickeln neue Kompetenzen (UX-/UI-Design, Security, Projekt- oder Teammanagement etc). Eine Community aus Open-Source-Entwickler:innen wird aufgebaut, die ihre Fähigkeiten und Ressourcen in den Dienst der Gesellschaft stellt. Das Programm zeigt gezeigt, wie eine Projektförderung tatsächlichfunktionieren kann. Der Fund ist somit Vorbild – und wird in Teilaspekten von anderen Förderern aufgegriffen. Häufig forschen und arbeiten Menschen in diesem Bereich ehrenamtlich und/oder in ihrer Freizeit und werden von klassischen öffentlichen Fördermaßnahmen nicht erreicht, da diese sich in der Regel an Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder andere Institutionen richten. Ein großer Teil des digitalen Ehrenamts wird jedoch von Einzelpersonen und kleinen interdisziplinären Teams geleistet. Weil diese aufgrund unpassender Fördermechanismen ihre Projekte nicht konzentriert verfolgen können, kommt ein enormes Innovationspotenzial nicht zum Tragen. Damit überlassen wir als Gesellschaft digitale Angebote den großen Konzernen und profitorientierter Forschung, fördern das Sammeln teilweise kritischer Daten und erhalten proprietäre statt offene Lösungen. Der Bedarf an Alternativen ist entsprechend groß.
- Der Prototype Fund wird auch zunehmend als Vorbild für ähnliche Förderprogramme innerhalb Deutschlands und im europäischen Ausland gesehen. Der bereits angelaufene Prototype Fund Schweiz, mit dem es einen engen Austausch gibt, profitiert stark durch die bereits gewonnenen Erfahrungen aus dem deutschen Prototype Fund und wurde darüber hinaus durch ein Teammitglied des deutschen Prototype Fund ehrenamtlich in der Jury unterstützt. Mit dem ➠Prototype Fund Hardware wurde zudem innerhalb der OKF DE in Kooperation mit drei weiteren Partnern und finanziert durch die WIR!-Initiative des Bundesministerium für Bildung und Forschung ein ähnliches Programm für die Förderung zivilgesellschaftlich relevanter Hardware ins Leben gerufen.
Impact
- Technologien werden nutzer:innenfreundlich und sicher weiterentwickelt. Soziales Engagement wird nachhaltiger unterstützt. Das Fördersystem wird um eine andere Kultur ergänzt, denn der Prototype Fund fördert Civic-Tech-Projekte und kleine Teams sowie technische Infrastruktur – mit gesellschaftlichen, nicht wirtschaftlichen Interessen an erster Stelle.
- Die Civic Innovation Platform des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist im Juni 2021 in eine zweite Bewerbungsrunde gestartet. In die Entstehung der Plattform flossen Erfahrungen des Prototype Fund ein. Im Schweizer Prototype Fund startete im April ebenfalls bereits die zweite Bewerbungsphase für innovative Open-Source-Projekte, welche die demokratische Partizipation in der Schweiz durch digitale Lösungen stärken.
Evaluation
Der Prototype Fund ist ein Forschungsprojekt, das die Frage beantworten will, wie neue Zielgruppen für öffentliche Fördergelder erschlossen werden können und wie die öffentlichen Fördermaßnahmen so angepasst werden können, dass sie für neue Zielgruppen auch nutzbar sind. In der Begleitforschung wird jede Förderrunde bezüglich Outreach, Bewerbungs- und Bewertungsprozess sowie mit Blick auf die Umsetzungsphase evaluiert. Ausgehend von den jeweiligen Ergebnissen werden die Fördermodalitäten von Runde zu Runde angepasst. Besonders hervorzuheben ist hier der Anstieg der Förderquote von 60 % auf 95 % – der Eigenanteil, den die Projekte einbringen müssen, hat sich somit deutlich verringert. Geförderte Projekte erhalten gezielte Coachingangebote, die basierend auf den Erfahrungen der letzten Jahre um Beratung zu Gründungsthemen sowie um ein Kontingent an freien Coachings erweitert wurden.
Ausblick
Das Programm legt besonderen Wert darauf, mit jedem Call neue Zielgruppen anzusprechen und die Gruppe der Einreichenden weiter zu diversifizieren. Des Weiteren wird verstärkt der Blick in die Zukunft gerichtet und ein Fokus darauf gelegt, die Projekte auch über die Förderzeit hinaus nachhaltig erfolgreich zu machen.