Das Governance Modell der OKF DE

Kapitel 1.4

Wie wir arbeiten

Unser Governance-Modell

Das Streben nach Offenheit, Teilhabe und Transparenz ist zugleich unsere Leitlinie für die eigene Arbeit in der OKF DE. Wir arbeiten kooperativ und community-orientiert. Das bedeutet für uns, mit anderen Organisationen und engagierten Menschen langfristige und nachhaltige Partnerschaften aufzubauen und einzugehen. Wir können schnell agieren und besetzen tagesaktuelle Themen in den Bereichen Civic Tech, offenes Regierungshandeln und offene Bildung. Wir arbeiten kooperativ und gehen solidarisch, wertschätzend und vertrauensvoll miteinander um. Wir pflegen eine Arbeitskultur, in der konstruktives Feedback gegeben und angenommen werden kann. Die OKF DE versteht sich einerseits als Trägerverein starker Projekte mit eigenem Markenkern und hohen Bekanntheitswerten. Andererseits möchte die OKF DE auch selbst als Organisation mit der gebündelten Expertise der Projekte in die Gesellschaft hinein wirken und Impulse setzen. Dazu stärken wir in unseren internen Strukturen den roten Faden zwischen den Projekten und unsere übergeordneten Werte und Ziele.

Die OKF DE ist 2021 weitere Schritte bei der Umsetzung ihres Governance-Modells gegangen. Anfang des Jahres gründete die OKF DE einen Policyzirkel, um die Advocacy-Arbeit im Vorfeld der Bundestagswahlen stärker zwischen den Projekten zu koordinieren. Im Rahmen der Zirkelarbeit entstand unser Dokument mit den zentralen Forderungen der OKF DE, das anschließend in den politischen Raum gespielt wurde. Auf Basis der Forderungen führten Mitarbeiter:innen der OKF DE eine Vielzahl an Gesprächen mit politischen Akteur:innen. Auch weitere Publikationen, Beteiligungen an Aufrufen und Kampagnen entstanden im Rahmen der Zirkelarbeit.

Neben dem erwähnten Policyzirkel arbeiteten unser Personalzirkel, unser Kommunikationszirkel sowie unser Community-Zirkel an organisationsübergreifenden Themen. Durch die Zirkel konnten wir größere Fragen sehr gut aufgefangen und strukturiert bearbeiten. 2021 lag zudem ein Schwerpunkt auf der Neuausrichtung unserer Arbeit mit Ehrenamtlichen, u. a. Innerhalb unseres Netzwerks Code for Germany.

Ehrenamtliches Engagement

Ehrenamtliches Engagement Einzelner sowie das Engagement von Menschen in uns verbundenen Netzwerken und unseren Communities prägen die Arbeit der OKF DE seit ihrer Gründung. Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, auch wenn es in unserem Governance-Modell nicht explizit hinterlegt ist. Ehrenamtliches Engagement in der OKF DE kann sehr unterschiedlich sein: Es gibt nicht eine Community der OKF, sondern verschiedene. Es gibt nicht einen Wirkungsradius, sondern mehrere. Zudem verändert sich die Interaktion zwischen Hauptamt und Ehrenamt über den Zeitverlauf sowie durch die verschiedenen Projekte und Personen. Wir stehen in regem Austausch mit ehrenamtlich engagierten Menschen aus Civic Tech-, Netzpolitik-, Bildungs- und anderen Kontexten. Wir können aus deren großer Expertise schöpfen und erhalten Rückmeldungen aus der Umsetzungspraxis (z. B. von offenen Verwaltungsdaten). Wir bekommen Feedback zu unserer Arbeit und wir lernen gute Beispiele für Civic-Tech-Anwendungen kennen. Unsere Öffentlichkeits- und Kampagnenarbeit bekommt unglaublichen Schub durch Follower-Power und Informationsbefreier:innen.

Die drei Themenbereiche unserer Arbeit

Open Data und Civic Tech sind die Kernthemen, die unsere Arbeit seit der Gründung definieren. Darauf aufbauend hat sich unser Themenfokus in den letzten Jahren erweitert und ausdifferenziert: Informationsfreiheit & Transparenz; Civic Tech (prototypische Innovation sowie nachhaltige digitale Infrastrukturen), Open Data & Open Hardware; offene Bildung & digitale Mündigkeit. Diese Ausdifferenzierung lässt sich grob in die drei Bereiche Civic Tech, Open Government und offene Bildung fassen. Die Bereiche überlappen und befruchten einander. Die Befähigung durch offene Bildungsangebote führt nicht selten dazu, dass sich Teilnehmende von Jugend hackt für Open Government interessieren und Informationsfreiheitsanfragen stellen oder Civic-Tech-Anwendungen entwickeln. Geförderte Personen aus dem Prototype Fund engagieren sich regelmäßig in unseren Civic Tech Communities und agieren als Mentor:innen oder entwickeln Werkzeuge für mehr Regierungstransparenz. Unsere Projekte fokussieren sich auf diese Bereiche, sie lassen sich aber nicht immer klar einem der Bereiche zuordnen.

Civic Tech will Technologien und digitale Innovationen mit Regierungen und Verwaltungen zusammenführen, um zivilgesellschaftliche Interessen durch Partizipation besser zu umsetzen. Offene Daten sind dabei oft das Fundament der entwickelten Anwendungen. Ehrenamtliche nutzen ihre technische Expertise und entwickeln digitale Werkzeuge von Bürger:innen für Bürger:innen. Diese sollen der Gesellschaft einen besseren Zugang zu Informationen ermöglichen, die Kommunikation und Vernetzung zwischen Bürger:innen, Communities, Politik und Verwaltung vereinfachen und den öffentlichen Diskurs stärken. Der von uns auch genutzte neuere Begriff Public Interest Tech geht über den Fokus von Civic Tech hinaus: Zwar geht es auch hier darum, zivilgesellschaftliche Interessen zu vertreten – Public Interest Tech beinhaltet jedoch ganz allgemein Community-Technologien und Infrastrukturen mit einem Verständnis für die ethischen, rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen des technologischen Wandels. Die Bandbreite der Bereiche, in denen diese Technologien Anwendung finden, reicht dabei von Umweltschutz über Menschenrechte und Gesundheit bis zu Datensouveränität.

Open Government meint, das Handeln von Regierungen und Verwaltungen auf nationaler und regionaler Ebene gegenüber der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zu öffnen. Im deutschen Sprachraum wird daher auch der Begriff „Offenes Regierungshandeln“ verwendet. Bürger:innen können auf vielen Ebenen des politischen Handelns direkt einbezogen werden. Im besten Fall kann Open Government die bisherige Kultur der politischen Teilhabe – fast ausschließlich auf Wahltermine begrenzt – zu einer Kooperationskultur zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ausbauen. Hinter dem Konzept steht das Ziel, die Arbeit von Politik, Regierung, Verwaltung und Justiz offener, transparenter, partizipativer und kooperativer zu gestalten. Aber nicht nur die Zivilgesellschaft kann vom einfacheren Zugang zu politischen Entscheidungen und von einer aktiven Beteiligung profitieren: Auch der öffentliche Sektor selbst kann die Expertise und das Wissen der Bürger:innen nutzen, um bessere Lösungen für Probleme und Vorhaben zu finden.

Offene Bildung ist ein Überbegriff für alle schulischen und außerschulischen Initiativen, die Bildung partizipativ und offen gestalten. Sie wollen Bildung als Gemeingut fördern und stellen selbstgesteuertes und kompetenzorientiertes Lernen in den Fokus. Ziel ist dabei die selbstbestimmte, kritische Nutzung einerseits und andererseits auch eine ebensolche mediale Anwendung. Dafür nötig sind Freiräume für Jugendliche, um mit technischen Möglichkeiten zu experimentieren, das Erlernen und Erleben von Selbstbestimmung und das dazu nötige Vertrauen seitens der Erwachsenen. Ein weiterer wichtiger Aspekt hierbei ist die politische Bildung: Offene Bildung fördert digitale Mündigkeit, das Entwickeln neuer Formen des sozialen und zivilgesellschaftlichen Engagements – z. B. im Rahmen des digitalen Ehrenamts – und den ethischen Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien, inspiriert durch die ➠Hacker:innenethik.